WAS IST TIEFENPSYCHOLOGISCH FUNDIERTE PSYCHOTHERAPIE?
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist ein sogenanntes Richtlinienverfahren. Sie verfolgt das Ziel, Symptome durch zunehmendes Verständnis für die Zusammenhänge der aktuellen Themen mit den lebensgeschichtlichen Erfahrungen zu reduzieren und zu heilen. Durch das Verständnis und die zunehmende Bewusstwerdung, soll PatientInnen langfristig eine Erhöhung der inneren Flexibilität und eine Veränderung ermöglicht werden.
Es werden zwei Foki unterschieden: Struktur- und Konfliktfokus. Beim Konfliktfokus werden Symptome als Not- oder Pseudolösung verstanden. In der psychodynamischen Therapie geht man davon aus, dass sich diese Notlösung auf einen inneren und unbewussten Konflikt bezieht. Deswegen ist es häufig außerdem sinnvoll die Funktion der Symptome zu verstehen (die sogenannte Funktionalität der Dysfunktionalität).
Beim Strukturfokus kann man zusammenfassend sagen, dass kein klarer Konflikt herausarbeitbar ist und die Themen breiter und vielfältiger sind, aufgrund von früheren oder "schwerwiegenderen" Verletzungen. Hier geht es vorrangig darum Stabilität zu erlangen und "nachzureifen". Das bedeutet: was früh nicht erworben werden konnte, soll nachgeholt/nacherlebt werden und fehlende Fähigkeiten sollen neu erlernt werden.
Was passiert konkret in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie?
Um das verständlich zu erklären nehme ich mir die "7 magischen Ingredienzen" nach Fonagy (2010) zu Hilfe.
- Fokus auf Affekte und Gefühlsäußerungen - Wir schauen uns intensiv und häufig gezeigte oder ausgesprochene Emotionen und Affekte an und versuchen diese näher zu erforschen.
- Erforschung von Bemühungen, verstörenden Gedanken und Gefühlen auszuweichen
- Welche Gefühle oder Gedanken werden nicht gezeigt oder ausgesprochen? - Identifizierung wiederkehrender Themen und Muster
-Vor allem sich wiederholende Themen und Erfahrungen werden näher beleuchtet. Beispiel: Ich gerate immer wieder in Situationen, in welchen ich nicht richtig verstanden oder "gesehen" werde. - Entwicklungsgeschichtlicher Fokus
-Wir sind vor allem auch daran interessiert die Ursachen und lebensgeschichtlichen Zusammenhänge aktueller Themen zu verstehen. - Diskussionen über interpersonale Beziehungen
-Beziehungen sind die Grundlage unseres psychischen Systems. Daher haben Beziehungen für die tfP eine sehr hohe Gewichtung - Häufige Fokussierung auf die therapeutische Beziehung (Übertragung)
-In der psychodynamischen Therapie gehen wir davon aus, dass sich die Themen/Konflikte/Schwierigkeiten außerhalb der Therapie auch innerhalb der Therapie (also der Therapiebeziehung) zeigen. Da diese aktuell und im Hier und Jetzt auftreten und beide Beteiligten anwesend sind, hat es häufig einen sehr hohen therapeutischen Nutzen diese Erfahrungen zu besprechen. Somit lade ich PatientInnen ein, auch alle mir gegenüber empfundenen Gedanken und Gefühle in die Therapie einzubringen. - Erforschung von Wünschen, Träumen und Fantasien
-Bei Fantasien, Wünschen und Träumen kann unser Bewusstsein ein wenig "ausgeschaltet" werden. Daher kann es häufig sinnvoll sein dieses "unbewusste" Material gemeinsam zu betrachten.
In welchem Setting findet die Therapie statt?
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie kann sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting stattfinden.